8 Biere habe ich mir für eine neue Bierprobe herausgepickt, 6 davon aus Belgien und 2 aus Deutschland. Klassische belgische Bierstile, Biere großer und kleiner belgischer Brauereien und waschechte deutsche Craftbiere habe ich in einem rund 2-stündigen Tasting mit 8 Leuten präsentiert.
In diesem Blogartikel erfahrt ihr, welche Biere den Testern gut gefielen und welche eher gewöhnungsbedürftig daherkamen.
Mein Tipp für jede Bierverkostung
Ihr wollt selbst eine Bierverkostung zuhause durchführen? Damit ihr die Aromen der Biere zuordnen und euer Lieblings-Bier entdecken könnt, habe ich für euch und eure Gäste einen praktischen Bierbewertungsbogen (PDF) entwickelt:
Val Dieu Blonde
Zum Warmwerden ein belgisches Blondes aus der ehemaligen Abtei Val Dieu in der Provinz Lüttich. In einer guten Autostunde erreicht ihr den Klosterkomplex samt Brauerei von Köln aus. Im Kloster-Biergarten schmecken die vor Ort gebrauten Biere frisch gezapft am besten. Hergestellt werden das Blonde, ein Brune, ein Triple, das Grand Cru und ein Saisonbier. Nebenbei: das Grand Cru ist aktuell mein absolutes Lieblingsbier.
Das Val Dieu Blonde im Überblick
- Stil: belgisches Blond, 6 %, obergärig
- Optik: goldgelb, leicht trüb, kräftiger weißer cremiger Schaum
- Aroma: leicht säuerlich, Gewürznelke
- Geschmack: frisch, leicht zitronig, Noten von Mandarine
- Gesamteindruck: süffiges Sommerbier, nahe am Witbier, gut gekühlt geniessen
Brugse Zot Blond
Das zweite Bier dieses Tastings war ebenfalls ein belgisches Blond. Diesmal aus der Brauerei De Halve Maan aus Brügge. Gebraut werden hier insgesamt sechs Biere, das Brugse Zot Blond, Dubbel und Bok sowie der Straffe Hendrik Tripel, Bruin und Quadrupel. Die Familienbrauerei hat eine lange Tradition und ist Pflicht für euch beim nächsten Brügge-Besuch. Das Brügger Stadbier schmeckt am besten vor dem Kamin im Schankraum der Brauerei.
Das Brugse Zot Blond im Überblick
- Stil: belgisches Blond, 6 %, obergärig
- Optik: orange-golden, leicht trüb, dichter Schaum
- Aroma: deutlich fruchtig, etwas Tropenfrucht, Traube
- Geschmack: süß und fruchtig im Antrunk, hinten raus angenehm bitter, langer Abgang
- Gesamteindruck: süßer und fruchtiger als das Val Dieu Blonde, aber auch sehr süffig und extrem gut trinkbar
Süffiges Schankbier aus Brügge – das Brugse Zot Blond
Irish Road Trip IPA
Weg von Belgien und nach Deutschland, genauer gesagt nach München. Das Irish Road Trip IPA der Gypsy-Brauer von Hopfmeister war Bier Nr. 3 der Bierprobe. Fünf verschiedene Hopfensorten machten dieses IPA zur ersten kleineren geschmacklichen Herausforderung des Abends. Entsprechend zwiespältig waren die Meinungen der Tasting-Runde über dieses Bier. Auf jeden Fall aber war das India Pale Ale eine neue Bier-Erfahrung für den Großteil der Gäste, besonders zusammen mit einem Stück Bitterschokolade.
Das Road Trip IPA im Überblick
- Stil: India Pale Ale, 6,5 %, obergärig
- Optik: bernstein, opak, feinporige Schaumkrone
- Aroma: Grapefruit, Mango, Melone, Ananas, reife Früchte
- Geschmack: sehr fruchtig, Karamellnoten, süßlich-malzig
- Gesamteindruck: feinperlig, fruchtig und ausgewogen bitter, leider etwas muffig
Tripel Karmeliet
Das Tripel Karmeliet ist ein echter Klassiker unter den Bieren aus Belgien. Das Rezept stammt von Karmelietermönchen aus dem Jahr 1697 und wird heute von der Brouwerij Bosteels in Buggenhout als Grundlage für dieses Bier genutzt. Besonderheit dieses Tripel-Bieres: drei Malzsorten werden verbraut – Weizen-, Hafer- und Gerstenmalz. Das Drie Granen Tripel wurde mehrfach als bestes belgisches Tripel ausgezeichnet. Nach Meinung der Biertester absolut zu Recht.
Das Tripel Karmeliet im Überblick
- Stil: belgisches Tripel, 8,4 %, obergärig
- Optik: goldblond, klar, stolze kräftige, weiße Schaumkrone
- Aroma: fruchtig-frisch, Zitrone, grüner Apfel, Hauch von Vanille
- Geschmack: feinwürzig, leicht pfeffrig, fruchtig (Zitrusfrüchte, Banane), süß (Karamell, Honigkuchen, Vanille), cremig, erfrischend bitter
- Gesamteindruck: weich, rund und geschmacklich vielseitig, Alkohol nicht zu stark, zu Recht ein Klassiker
Affligem Dubbel
Belgische Dubbel-Biere stammen meist aus alten Abteien und Klöstern oder sind eng mit ihnen verbunden. Die Brautätigkeit der Affligem-Brauerei aus Flandern geht zurück auf das Jahr 1074. Das Abtei-Dubbel ist eins von drei Standard-Bieren (Blonde, Dubbel und Tripel) der heute zur Heineken-Gruppe gehörenden Brauerei.
Das Affligem Dubbel im Überblick
- Stil: belgisches Dubbel, 6,8 %, obergärig
- Optik: cremig-seidige Krone, dunkel rötlich, kupferfarben
- Aroma: Gewürze (Nelke, Anis), Kandis und Karamell
- Geschmack: würzig, Karamell, Banane, süßlich malzig, sacht wärmender Alkohol
- Gesamteindruck: leckeres, unaufdringliches Winterbier, passt super zu Lakritz
Gulden Draak Brewmaster – 2017 Limited Edition
Eine schöne Kombination aus Craft- und Massenbier ist das Gulden Draak Brewmaster – Bier Nr. 6 der Bierprobe. Die Brouwerij Van Steenberge in der Nähe von Gent braut aktuell zwölf verschiedene Biere. Seit dem 230. Geburtstag der Brauerei im Jahr 2014 kommt jährlich eine Brewmaster Limited Edition des Gulden Draak Quadrupel auf den Markt. Besonderheit: Das Bier reift in Whisky-Fässern nach und nimmt deutlich deren Aromen an. Ein Konzept, das bei den acht Testern an diesem Abend durchweg seht gut ankam.
Das Gulden Draak Brewmaster im Überblick
- Stil: belgisches Quadrupel, 10,5 %, obergärig
- Optik: kastanienbraun, dünner flüchtiger weißer Schaum
- Aroma: Whisky
- Geschmack: deutliche Whiskynoten, im Hintergrund etwas röstmalzig
- Gesamteindruck: Whiskynote überrascht, ist aber nicht zu dominat, ein Bier für besondere Anlässe, nicht zu kalt trinken
Flamländer 2016
In der Craftbier-Brauerei Braustelle in Köln-Ehrenfeld gibt es immer Neues zu entdecken. Bierstile aus aller Welt werden hier innovativ interpretiert und auch kombiniert (z. B. ein Barley Wine im Barrique-Fass gereift und mit Rosmarin versetzt). Ein weiteres Beispiel ist der Flamländer 2016, ein Sauerbier mit wilden Hefen im Stile eines belgischen Oud Bruin. Vor Umfüllung in Champagnerflaschen reift der Flamländer sechs Monate im alten Barrique-Fass.
Das Flamländer Oud Bruin im Überblick
- Stil: Oud Bruin, 5,5 %, mit wilden Hefen
- Optik: dunkel braun, wenig Schaum
- Aroma: dunkle rote Frucht, sauer
- Geschmack: sauer, leichte Holzfass-Noten
- Gesamteindruck: typisch Sauerbier, nichts für Einsteiger, Sauerbierfans werden es mögen
Flamländer Oud Bruin aus Köln-Ehrenfeld
Kriek Boon
Die Brouwerij Boon in Lembeek braut seit 1680. Lambic, Faro, Gueuze, Kriek und andere Fruchtbiere sind ihre Spezialität. Das Kriek (dt. Kirsche) ist eine typisch belgische Bierspezialität aus der Gegend um Brüssel, die traditionell auf Sauerkirschen nachreift. Gearbeitet wird mit wilden Hefen aus der Luft, die dem Bier (wie beim Flamländer) eine schöne Säure verleihen. Geschmacklich recht weit entfernt von einem Bier im allgemeinen Sinn, kam das letzte Bier des Abends doch recht gut an.
Das Kriek Boon im Überblick
- Stil: Fruchtlambic, 4 %, mit wilden Hefen
- Optik: dunkles Rot, klar, rosaroter Schaum
- Aroma: Holz, Kirschen, Marzipan
- Geschmack: leicht saure Kirschen, Mandel, Marzipan, geht in Richtung trockener Sherry
- Gesamteindruck: frisch, guter Aperitif, passt gut zu Schokolade, leider kommt der zugefügte Süßstoff geschmacklich etwas durch
Kennt ihr die Biere aus dieser Bierprobe oder seit neugierig geworden?
Ich freue mich auf eure Kommentare.
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